Hausgeburt Felix

WILLKOMMEN            BETREUUNG            MÖGLICHKEITEN            WÜNSCHE            KONTAKT/IMPRESSUM

 
Julia hatte die ersten Wehen am Sonntag, den 1. Februar, gefolgt von einem Bedürfnis Kekse für “spontane Besucher” zu backen (Cantuccini und Gingernuts backen statt Wohnung putzen). Am Montag hatte sich morgens der Schleimpfropf gelöst und nachmittags kam die “Schwiegermutter” Erika für ein paar Tage zu Besuch. Sie wollte noch einmal vor der Geburt (errechnete Termin war 12.2.) mit den zukünftigen Eltern etwas Zeit verbringen. Julia war voller Energie und es ging ihr sehr, sehr gut. Sie konnte zuhause Ordnung machen, mit der Schwiegermutter Erika ins Museum gehen, lange Spaziergänge machen, Essen gehen, Kaffee trinken gehen und am Tag vor der Geburt sogar noch Fahrrad fahren. Am Donnerstag, den 5. Februar, wachte Julia nachts um 2 Uhr mit nasser Schlafanzughose auf. Anscheinend der - oder ein “kleiner” - Blasensprung, denn es war nicht viel Fruchtwasser. Wir waren etwas besorgt, denn beim letzten regulären Abstrich beim Frauenarzt wurden vermehrt Streptokokken diagnostiziert. Uns wurde gesagt, dass diese Bakterien potentiell gefährlich für das Baby werden könnten, wenn es sich bei der Geburt mit ihnen infiziert. Aus diesem Grund hatte Julia gerade eine Woche lang Vaginalzäpfchen genommen, am Mittwochabend das letzte Zäpfchen (perfect timing!). Um 3 Uhr haben wir dann Felicia angerufen, die uns rieht, bis auf die ersten Wehen zu warten. Um 4 Uhr kamen die ersten Wehen. Wir hatten eigentlich erwartet, dass die ersten Wehen eher in größeren Abständen kommen und noch nicht so wild sind, so dass wir vielleicht noch ein paar Stunden schlafen könnten. Aber nichts - es ging gleich im 10-Minuten-Takt los. Um 8 Uhr rief uns Felicia an, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Wir konnten ihr sehr sicher sagen, dass es nun definitiv soweit sei. Daniel ging nicht zur Arbeit und Erika, die eigentlich an diesem Morgen wieder abfahren wollte, blieb und leistete Julia Gesellschaft während Daniel letzte Besorgungen machte, wie zum Beispiel den Streptokokkenbefund vom Frauenarzt abholen, falls man später doch ins Krankenhaus ginge. Erika war für Julia ihre “lebende Wehenschreiberin”. Sie saß am Bett und schaute auf die Uhr (“Diesmal war es wieder über eine Minute!”) und redete Julia gut zu (“Du machst das super!”).
Um 13 Uhr kam Felicia. Da Schwiegermütter als “wehen-hemmend” gelten, hat Erika kurz vorher das Haus verlassen um in die Stadt zu gehen. Zu diesem Zeitpunkt war der Muttermund erst 3-4 cm offen, was Julia sehr enttäuschend fand, da sie ja schon seit vier Uhr regelmäßige Wehen von über 1,5 Minuten im 3-4 Minutentakt hatte. Felicia hat Julia dann erst einmal in die Badewanne “gesteckt”. Dort konnte Julia zwischen den Wehen manchmal entspannen, aber im Großen und Ganzen war es ein “Gewinde und Geplantsche”. Daniel hatte nicht einmal Zeit, sich den Wollpullover auszuziehen oder auf die Toilette zu gehen.Er blieb bei Julia während Felicia die letzten Sachen aus dem Auto in die Wohnung holte. Nach einer Weile war der Muttermund 7-8 cm geöffnet. Da zum einen die Herztöne vom Baby schlechter zu werden schienen, und zum anderen Julia sich nicht richtig auf dem Rücken entspanne konnte, somit eine Wassergeburt sowieso nicht in Frage kam, beschloss Felicia Julia wieder aus der Wanne zu holen. Es wurde sogar kurz eine mögliche Verlegung ins Krankenhaus angesprochen. Doch dann ging alles Schlag auf Schlag und so schnell, dass wir uns nicht vorstellen können, wie da noch eine Verlegung möglich gewesen wäre. Der Muttermund war nun vollständig geöffnet und auf halber Strecke von der Badewanne zum Schlafzimmer platze die Fruchtblase vollends. Felicia meinte, wenn Julia jetzt ruhig bliebe würde alles gut. Wild wurden schnell Handtücher auf den Boden geworfen. Es gab keine Zeit die gekaufte Folien und den Malervlies richtig auszulegen. Im “Chaos auf dem Boden” war Julia jetzt im Vierfüßlerstand und hielt sich an Daniel fest. Der Kopf des Babys hatte sich nun gesenkt und es ging gut voran. Daniel war sehr verunsichert, als Felicia das CTG angeschlossen hatte. Julia hingegen fühlte sich bei Felicia die ganze Zeit sehr sicher und geborgen. Sie bekam die Sorgen von Daniel und Felicia überhaupt nicht mit. Aus dem Vierfüßlerstand setzte sich Julia auf den Geburtshocker. Daniel saß hinter ihr auf dem Bett und hielt sie von hinten fest. Sehr bald konnte Felicia die Schädeldecke sehen, Julia sie mit den Fingern berühren. Für die letzten Presswehen bekam sie noch ein “wehen-förderndes” Spray (dessen Wirkung Daniel sehr an das “Bullpowerspray” in dem Film “Der bewegte Mann” erinnerte). Nach ca. drei bis vier Presswehen auf dem Geburtshocker kam unser Sohn Felix um 15:50 Uhr zur Welt. Das Babys erst etwas blau sein können, das wussten wir, was Daniel aber überraschte, war die Abwesenheit jeglicher Körperspannung. Felix war blau und total schlapp. Unser Eindruck war, dass die Plazenta einige Minuten später gleich hinterher kam. Daniel empfand dies alles sehr beunruhigend. Zumal er, hinter Julia sitzend, nicht richtig sehen konnte und nur hörte, wie immer mehr und mehr aus Julia heraus lief. Felicia war ganz ruhig. Sie klemmte die Nabelschnur ab und gab Julia eine Schere um diese zu durchtrennen. Hob Felix auf und haucht in an. Nichts geschah. Sie ging kurz raus und holte ein Schläuchen und saugte Felix zweimal den Schleim aus der Nase. Er fing an zu atmen und sofort änderte sich seine Hautfarbe. Als ob man ein Licht in ihm angezündet hätte oder wie in einem Walt Disney Film färbte sich sein Körper nun rosa. Felicia schaute Julia und Daniel glücklich an, wickelte Felix in ein Handtuch ein und legte ihn Julia in den Arm (wo er gleich erst einmal “Wasser lassen” musste).
“Okay, he is fine and Julia does not bleed to death - alles gut” dachte Daniel und ließ sich voller Erleichterung nach hinten auf das Bett fallen. Julia und Felicia bekamen einen riesigen Schreck und dachten - “Jetzt kippt uns hier noch der Vater kurz nach der Geburt um!” - doch alles gut. Bevor Daniel sich um das Geschlecht unseres Kindes kümmern konnte, musste er einfach nur dringend auf die Toilette (sonst hätte es einen weiteren Blasensprung gegeben!) und den warmen Wollpullover ausziehen (Zimmertemperatur war bereits 25 Grad!). Julia wurde mit einer Wärmflasche und Felix auf ihrem Bauch ins Bett gelegt. Vor dem ersten Trinken musste Felicia Abstriche aus Mund, Nase und Ohr entnehmen, um eine eventuelle Streptokokkeninfektion feststellen zu können. Anschließend wurde Felix angelegt und trank sofort ohne Probleme. Danach untersuchte Felicia Julia und stellte fest, dass alles in Ordnung war und es nur zwei kleine harmlose Verletzungen an der Scheide gab. Julia ging es sehr gut und sie hatte keine Schmerzen, auch nicht beim Toilettengang. Gegen 17 Uhr kam Erika mit Blumen und Sekt zurück und gemeinsam freuten wir uns alle sehr über die Geburt von Felix (3150 g und 51 cm). Auch wenn “Schwiegermütter” sonst nicht gern bei Hausgeburten gesehen werden - so freuten wir uns im Nachhinein sehr, dass Erika vor und nach der Geburt da gewesen ist.
In unseren Augen war es eine schnelle (Felicia kam um 13 Uhr und Yuri war um 15:50 Uhr auf der Welt) und sehr schöne Geburt. Doch beim nächsten Mal würden wir von vornherein eine weitere Person mit dabei haben wollen. Denn speziell während der Geburt empfand Daniel es als etwas unangenehm, dass nicht noch jemand da war, der im Hintergrund noch eine “freie Hand” gehabt hätte. Felicia hatte es zwar im Vorfeld vorgeschlagen, aber wir dachten, dass alles viel langsamer vor sich geht, so dass man es zu zweit gut schafft. Ging auch zu zweit, doch zu dritt wäre es wohl angenehmer - denken wir jetzt im Nachhinein.
An den darauf folgenden Tagen haben wir regelmäßig bei Felix Fieber gemessen, um eine eventuelle Streptokokkeninfektion sofort zu erkennen. Am Freitag brachte Felicia die Abstriche gleich ins Labor und schon am Samstag bekamen wir die vorläufige Streptokokkenentwarnung (80%). Am Montag teilte uns Felicia dann die freudige Nachricht mit - die endgültige Entwarnung. Weder Julia noch Felix mussten Antibiotika nehmen und trotz der großen “Bakterien-Aufregung” im Vorfeld lief alles sehr gut. Felix hatte sich nicht angesteckt und wir konnten zu dritt die “Wochenbett-Tage” voll genießen. Es war eine wunderschöne Zeit zu Hause ohne Krankenhausaufenthalt. Danke Felicia!

Felicia Laupheimer-Bouzid Tel: 069/57608626