Hausgeburt Florin

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Nachdem die Geburt unseres ersten Sohnes Grégory vor zwei Jahren problemlos und die anschließenden Erfahrungen in der Klinik einfach nur schrecklich waren, stand für mich fest, dass ich das nächste Kind nach Möglichkeit zu Hause bekommen will.

Zunächst galt es, meinen Mann davon zu überzeugen. Ohne seine 100%ige Zustimmung wollte ich das nicht durchziehen, denn ich war beim ersten Mal froh, dass er 100% dabei war. Begeistert war er nicht von der Idee „Hausgeburt“, aber da er will, dass ich glücklich bin, nahm er sich erst einmal Zeit für das Informationsgespräch mit der Hebamme. Dieses Gespräch beseitigte alle seine Zweifel und so ließen wir uns auf das „Abenteuer Hausgeburt“ ein.

Die Reaktionen unserer Eltern und Freunde war wie erwartet: sie waren schockiert. Leider ist es in Deutschland und noch weniger in Frankreich üblich, zu Hause zu entbinden. Ich denke, das liegt an der Schwemme der Informationen über die vermeintlichen Risiken bei Mutter und Kind gepaart mit einer „Weißkittel-Hörigkeit“, sprich den Ärzten wird unbegrenztes Vertrauen entgegengebracht. Es gab auch einige, die „meinen Mut bewunderten“. Dabei hätte es für mich wesentlich mehr Mut benötigt, wenn die Umstände eine Klinik-Entbindung unumgänglich gemacht hätten. Dem war glücklicherweise nicht so. Ich hatte eine mustergültige Schwangerschaft.

Die Zeit der Vorsorge war sehr wichtig für mich. Ich gehöre nämlich nicht zu den Menschen, die nicht leicht jemandem vertrauen. So nutzte ich diese sechs Monate unsere Hebamme kennen zu lernen. Nach dem Geburtsvorbereitungskurs war ich mir dann sicher, dass alles gut wird.

Der errechnete Termin war der 25.08.07. Nun lag dieses Datum im Zeichen der Jungfrau. Ich wollte aber gerne, dass mein Kind Löwe ist, so dass ich für mich insgeheim den 20.08. als Entbindungstag „beschlossen“ hatte. Ab dem 13.08. begann mein Körper mit den Vorbereitungen für die Geburt, d.h. Darmkrämpfe und Durchfall, begleitet von Vorwehen und Rückenschmerzen. Hektisch erledigte ich letzte Vorbereitungen, die Zeit war so schnell vergangen. Donnerstags kam die Hebamme zur Vorsorge, wir witzelten über den Geburtstermin und wurden uns einig, dass der Sonntag (19.08.) sehr günstig für alle wäre.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag hatte ich wieder übelste Darmkrämpfe. Mein Sonntagsfrühstück beschränkte sich auf ein Toastbrot. Ich dachte mir noch nichts dabei, denn mir war einfach nur schlecht. Dann kam wieder ein Krampfattacke und ich legte mich in die Badewanne, um sicher zu gehen. Mein Darm entspannte sich. Es kehrte wieder Ruhe ein. Kaum war ich der Wanne entstiegen, begannen die Krämpfe wieder. Wehen konnten es ja nicht sein, denn es fühlte sich ganz anders an als bei Grégory. Meinen Mann schickte ich mit meinem Sohn in den Zoo, damit ich mich noch mal hinlegen konnte, das war um 9.00 Uhr. In der nächsten halben Stunde wurden die Krämpfe heftiger und regelmäßiger. Ich rief die Hebamme an: „ Es könnte sein, dass es losgeht, aber es dauert bestimmt noch…“. Danach rief ich meinen Mann an: „Besser Ihr kommt zurück…“.

Die folgende halbe Stunde machte ich die Erfahrung, was wirkliche Wehen sind. Das mag sich für eine Zweitgebährende seltsam anhören, aber die erste Geburt war nicht sehr schmerzhaft gewesen. Ich rief also wieder die Hebamme an, dass ich jetzt echte Wehen hätte und sie sich langsam auf den Weg machen sollte. Noch immer dachte ich, es würde noch dauern. Mein Mann kam, brachte Grégory zur Nachbarin, deckte das Sofa ab, kochte Kaffee, machte noch schnell sauber. Die Wehen, die ich inzwischen hatte waren so heftig, dass in mir kurz der Wunsch nach einer PDA aufblitzte, aber da war sie schon vorbei und die Hebamme kam – früher als erwartet. Es war 10.45 Uhr.  

Nun waren beide für mich da: mein Mann und meine Hebamme. Ich entspannte mich – bis zur nächsten Wehe. Auf dem Geburtshocker konnte ich bequem sitzen, angelehnt an meinen Mann. Meine Helfer unterstützen mich beim richtigen atmen. Bei jeder Wehe merkte ich, wie sich der Muttermund stück für Stück öffnete. Zwischen den Wehen spürte ich mein Kind, wie es die Füße in meinen Bauch stemmte um den Kopf nach unten zu drücken. Es wollte wirklich raus! Als ich den Kopf im Becken spürte versagten meine Beine und ich kniete mich vors Sofa. Noch eine fürchterliche Wehe, ich schrie vor Schmerz, meine Scheide war noch nicht gedehnt. Die Hebamme sagte: “Langsam jetzt!“ Ich spürte den Kopf, den Schmerz und langsam merkte ich, wie die Scheide sich öffnete und unser Kind heraus gleiten konnte. Das war um 11.46 Uhr.

Da lag er nun, in Fruchtwasser und Blut, blubberte das Wasser aus der Lunge und schrie. Die Plazenta rutschte heraus und unser Florin Christopher wurde abgenabelt. Ich konnte ihn gleich in den Arm nehmen, ganz ruhig und entspannt kuschelte er sich an mich. Sein Köpfchen war kaum verformt. Es dauerte noch ca. eine halbe Stunde bis er an meiner Brust saugte. Damit wollte er dann allerdings auch nicht mehr aufhören bis er vor Erschöpfung einschlief. 

Wir haben dann zu dritt zu Mittag gegessen. Danach war ich froh, mich in mein (!) Bett legen zu können. Nur schlafen konnte ich nicht, ich war zu aufgedreht. Die Hebamme erledigte noch den Papierkram und überließ uns gegen 15.00 Uhr unserem Familienglück. Mein Mann ging mit Grégory auf den Spielplatz. Nach ihrer Rückkehr hat sich Grégory sehr über das „Baby“ gefreut. 

Die Atmosphäre war den ganzen Tag ruhig und entspannt, sowie die folgenden Tage auch. Wir wurden einfach in Ruhe gelassen. Keine Ärzte und Schwestern, kein Besuch. Mein Mann hat mich zwei Wochen lang lecker bekocht und sich wunderbar um unseren erstgeborenen gekümmert. So konnte ich mich sehr gut erholen.

Ich kann jeder Familie eine Hausgeburt nur empfehlen (soweit die Umstände es zulassen). So entspannt und ruhig kann man nur zu Hause entbinden.

Felicia Laupheimer-Bouzid Tel: 069/57608626